Drei aus Drei!
Berlin ist eine Großstadt, das fiel mir bei der gestrigen Anreise wieder auf, und auch die Google-Suche nach Restaurants in der Umgebung meines Hotels ergab deutlich mehr Treffer als bei einer vergleichbaren Lage in Lübeck.
Die persönliche Anmeldung vor der ersten Runde musste bis 13:30 Uhr erfolgen. Um 14:30 Uhr sollten die Grußworte gesprochen werden, stattdessen gab es hektische Betriebsamkeit, weil bei der Anmeldung anscheinend zwei namensgleiche Spieler verwechselt wurden, von denen eben nur einer anwesend war. Es gab also eine neue Auslosung, bei der die Paarungen nach meinem Eindruck dieselben waren (mit einer Ausnahme, nehme ich an), nur mit vertauschten Farben. Allgemeines Stühlerücken und eine entsprechende Verzögerung waren die Folge, dafür fiel das Grußwort dankenswerterweise sehr kurz aus, verstanden habe ich allerdings fast nichts, die entsprechende Anlage der Trabrennbahn scheint etwas in die Jahre gekommen zu sein.
Kurz nach 15 Uhr ging es dann los. Gepaart wurde die obere Hälfte gegen die untere Hälfte, so dass unsere drei Gegner von den Wertungszahlen her deutlich schwächer waren. Thilo und vor allem Dirk hatten allerdings jüngere Gegner, was durchaus gefährlich sein kann. Ich spielte gegen Michael Glienke, den Sohn des bekannten Kreuzberger Spielers und Deutschen Meisters von 1982, Dr. Manfred Glienke. Er verblüffte mich im fünften Zug, indem er nach einem angetäuschten Londoner System auf einmal c4 zog. Die kurze Befragung der lichess-Datenbank (natürlich erst nach der Partie) hat ergeben, dass Schwarz dann nach 5….Lg4 schon etwas besser steht. Da ich das nicht wusste, habe ich deutlich ruhiger fortgesetzt und musste mich schon etwas strecken, um mit dem Manöver Sc6-b4-d5 Ausgleich zu erzielen. Der erste richtig aktive Zug meines Gegners (16.Sg5) und vor allem die Fortsetzung (17.Sxh7) war dann bereits ein entscheidender Fehler, wenn ich die richtige Fortsetzung mit Figurengewinn gefunden hätte. Für diejenigen, die zu faul sind, die Partie vollständig nachzuspielen, hier die kritische Stellung:
Schwarz zieht und gewinnt eine Figur.
Meine Fortsetzung führte zu einem Endspiel mit einem Mehrbauern, das ich dann gewinnen konnte. Mein erster Sieg seit mehr als einem Jahr, um genau zu sein, seit der vierten Runde der Seniorenmannschaftsweltmeisterschaft in Krakau.
Thilo gewann ein technisches Turmendspiel mit einem taktischen Trick, Dirk hatte nach der Eröffnung eine Druckstellung, war sich aber nicht sicher, ob er eventuell danach etwas überzogen hatte. Am Ende gewann er auch, so dass wir mit 100% in das Turnier gestartet sind. Ab morgen beginnt dann der normale Turnus, d.h. die Runde beginnt um 17 Uhr, und es gibt keine unverständlichen und verspäteten Grußworte.