Die kleinen, aber feinen Unterschiede
Meine Partie gegen die Nummer 1 der Setzliste war ganz eindeutig ein Satz mit X. Ich rutschte in eine Stellung, die ich sonst nicht spiele, und entschied mich für ein Bauernopfer, das ich aus der Partie Karpow – Chandler aus dem Jahr 1983 kannte, gespielt bei einem dieser Fernsehturniere der BBC, die damals auch im NDR zu sehen waren. Eine genaue Prüfung mit Hilfe von Professor Google ergab dann nach der Partie, dass Chandler ein nicht unwichtiges Tempo mehr hatte (sein Turm stand schon auf e8), was die Stellungsbewertung natürlich ändert. Nach der Annahme des Bauernopfers durch meinen Gegner dauerte die Partie dann noch genau sieben Züge – irgendwie stehen die Figuren dieser IMs und GMs immer genau auf den richtigen Feldern…
Dirks Gegner spielte das Jänisch-Gambit im Spanier, was eine ziemlich chaotische Stellung ergab (zumindest für meinen Geschmack), die Dirk dann aber deutlich besser behandelte als sein Gegner. Thilo hatte eine einigermaßen verschachtelte Stellung in einem Vorstoß-Caro-Kann, die er mit einem Bauernopfer öffnete, das allerdings nicht angenommen werden konnte. Auch er konnte gewinnen und damit steht der LSV insgesamt bei 7,5 Punkten aus 9 Partien!
Aufgrund der Kürze meiner Partie hatte ich die Gelegenheit, mich länger mit dem Hauptschiedsrichter Lothar Oettel zu unterhalten, der beim Lichtenberger Sommer schon häufiger im Einsatz war. Dadurch erfuhr ich, dass der späte Rundenbeginn um 17 Uhr nicht nur die Teilnahme von berufstätigen Spielern ermöglichen soll, sondern auch der Tatsache geschuldet ist, dass der verglaste Spielsaal nicht über eine Klimaanlage verfügt. Wir sprachen auch über den Deutschen Schachbund und insbesondere über das Seniorenreferat, bei dem in der Vergangenheit etliche Low Hanging Fruits wie zum Beispiel die laut Helmut Pfleger durch Studien belegte Demenz-Prophylaxe des Schachsports zugunsten von endlosen Diskussionen über Turnierregularien ignoriert wurden. Vielleicht ändert sich das mit dem neuen Senioren-Referenten Wolfgang Cleve-Prinz, den ich noch von der Deutschen Meisterschaft 1999 in Altenkirchen kenne, die er damals exzellent organisiert hatte.
Hier noch ein paar Bilder des angenehmen Analyse-Bereichs und des Catering-Wagens, der ein ebenso vielfältiges wie professionelles Angebot an diversen Speisen und Getränken für die Schachspieler bereit hält. Ich wiederhole mich gerne: Ein sehr gut organisiertes Turnier, bei dem auch die Rahmenbedingungen stimmen.
Abschließend noch meine Partie. Mit dem schwarzen Turm auf e8 statt auf f8 (wie in Karpow-Chandler) hätte die durch 19.Sbd4 eingeleitete hübsche Abschlusskombination des Weißen übrigens nicht funktioniert…