Vorbericht
Morgen beginnt die 77te Landesmeisterschaft von Schleswig-Holstein. Für mich persönlich könnte es die 30te sein – ich habe im Jahr 1988 zum ersten Mal teilgenommen, aber insbesondere in den letzten Jahren einige Male ausgesetzt. Wenn ich mich recht entsinne, wurde exakt in dem Jahr beschlossen, zwischen der Vormeisterklasse und der Kandidatenklasse eine neue Klasse einzufügen, um die Teilnehmerzahlen in den einzelnen Klassen bzw. Gruppen überschaubar zu gestalten. Diese neue Klasse hieß logischerweise „Vormeisterkandidatenklasse“ und wurde 1989 zum ersten Mal ausgetragen. Da ich im Jahr meiner ersten Teilnahme in der Vormeisterklasse am Ende nicht weit genug vorne lag, durfte ich dort mitspielen und mir gelang es nach Siegen gegen (unter anderem) zwei Krügers (Kai und Wolfgang), den ersten Platz in der „Vormeisterkandidaten A“ zu belegen, was zunächst zum Wiederaufstieg in die Vormeisterklasse und ein Jahr später zum Aufstieg in die Meisterklasse führte. Diese ganze Auf- und Abstiegsregelung zwischen einzelnen Klassen (sechs Punkte reichten für den Aufstieg, 4,5 Punkte für den Klassenerhalt) mit Namen, die an die DSB-Kongresse des frühen 20.Jahrhunderts angelehnt sind, war in den 80er Jahren vermutlich zeitgemäß. Mehr als 30 Jahre später wird die Landesmeisterschaft von Schleswig-Holstein allerdings immer noch so gespielt, wenn auch in deutlich weniger Klassen und mit deutlich weniger Teilnehmern. Die Details kann man der Ausschreibung entnehmen. Den letzten Versuch einer Reform gab es 2014, als der Antrag des damaligen Verbandspräsidenten nur mit knapper Not durch die Spielkommission zum Kongress des Landesverbandes überhaupt zugelassen, dort aber deutlich abgelehnt wurde. Nach meiner unmaßgeblichen Meinung sind sowohl das Auf- und Abstiegssystem als auch die Bezeichnungen der einzelnen Turniere (Meisterklasse, Vormeisterklasse, Kandidatenklasse, Hauptturnier) vollständig aus der Zeit gefallen, aber inzwischen bin ich als Ehrenpräsident in der angenehmen Situation, für solche Dinge nicht mehr zuständig zu sein…
Hier kann man den aktuellen Stand der Anmeldungen einsehen. Eine Auswertung ergibt folgende Teilnehmerzahlen:
Meisterklasse 20
Vormeisterklasse 12
Kandidatenklasse 6
Hauptturnier 25
Basisturnier bis 1200 11
Basisturnier bis 1500 3
Senioren A 15
Senioren B bis 1700 10
Immerhin beträgt die Gesamtteilnehmerzahl über 100 und die Meisterklasse muss nicht, wie in der Vergangenheit häufiger geschehen, am ersten Tag durch Nachrücker aufgestockt werden.
Nach dieser kritischen Einleitung (auch das ist das Vorrecht eines Ehrenpräsidenten) nun zu den angenehmen Aspekten dieses Turniers: Man trifft dort einige alte Schachfreunde, die auch 1988 schon dabei waren (hoffentlich auch die beiden bereits erwähnten Krügers!) und die Stimmung ist nicht übertrieben sportlich oder ehrgeizig, sondern eher freundschaftlich. Die Tage bei der LEM fühlen sich immer so an, als wenn man auf dem Mond lebt – die einzigen Nachrichten, die einen interessieren, sind die aktuellen Ergebnisse und die nächsten Paarungen. Und last but not least wird man bei der Eröffnung meistens daran erinnert, wie das damals mit den Weizenkörnern genau war.
Long story short: Ich freue mich auf eine nette Woche mit netten Leuten und hoffentlich auch netten Partien!