Reform der LEM

Als ich noch Präsident des Schachverbandes Schleswig-Holstein war, habe ich versucht, eine Reform der Landesmeisterschaft in die Wege zu leiten. Ich habe dazu eine Umfrage erstellt, die 50+ Antworten ausgewertet und einen entsprechenden Antrag an den Kongress vorbereitet, die von mir investierte Arbeitszeit betrug mindestens 100 Stunden. Meine Grundidee war damals, die Klasseneinteilung nicht nach hochkomplexen Auf- und Abstiegsregelungen vorzunehmen, sondern schlicht und ergreifend nach DWZ. Die erste Hürde, die dieser Antrag nehmen musste, war die Begutachtung durch die Spielkommission, da laut Satzung ein Antrag zur Turnierordnung nur dann auf dem Kongress behandelt wird, wenn er von mindestens zwei Mitgliedern dieses Gremiums befürwortet wird. Noch einmal zur Klarstellung: Ich war damals Präsident des Landesverbandes, und mein Antrag wäre gar nicht behandelt worden, wenn sich nicht Heiko Spaan in seiner damaligen Doppelfunktion als Landesspielleiter und Spielleiter des Bezirks West mir zuliebe dafür eingesetzt hätte. In der Diskussion auf dem Kongress gab es dann eine Reihe von Einwänden, von denen mir drei besonders im Gedächtnis geblieben sind:

1. Ich habe mit etlichen Teilnehmern gesprochen, die finden den Modus alle gut. Mit Nicht-Teilnehmern konnte ich nicht sprechen, die waren ja nicht da.
2. Meine DWZ liegt 10 Punkte unter der, die für die Meisterklasse erwartet wird, die neue Regelung finde ich unfair, weil ich in den letzten Jahren immer die Klasse gehalten habe.
3. Es fehlt eine Übergangsregelung, der Antrag ist anscheinend nicht gut durchdacht.

Und natürlich der berühmte Holzhammer-Einwand

4. Das haben wir schon immer so gemacht.

Am Ende gab es eine sehr deutliche Ablehnung meines Antrages und ich hatte für mich beschlossen, dieses Thema zu den Akten zu legen.

Ich möchte die aktuelle Entwicklung allerdings zum Anlass nehmen, noch einmal eine entsprechende Initiative zu starten, dieses Mal in meiner Funktion als Ehrenpräsident oder wahlweise als Vereinsvertreter, was immer die Satzung zulässt. In diesem Jahr spielen wir die LEM mit 74 Teilnehmern, davon 24 Senioren. Wenn das so weitergeht, wird es in einigen Jahren mangels Masse keine LEM mehr geben. In der kommenden Woche werden einige Funktionsträger des Schachverbandes Schleswig-Holstein in Rieseby vor Ort sein und ich werde ausloten, ob Interesse an einer solchen Initiative besteht. Ohne Unterstützung des Präsidiums und vor allem der Spielkommission werde ich nicht noch einmal zig Stunden opfern, damit dann am Ende der Holzhammer herausgeholt wird.

Stand heute haben wir eine Regelung, die schon optisch dermaßen abschreckend ist, dass man sich fragt, wie so etwas zustande kommen konnte:

Auch die Auf- und Abstiegsregelung ist ein wahres Ungetüm:

De facto wurde die Meisterklasse in den vergangenen Jahren immer aufgefüllt mit Absteigern und Nicht-Aufsteigern, alleine das zeigt schon, wie überflüssig diese Regelung und die Quoten sind.

Die Begrifflichkeiten (Meisterklasse, Vormeisterklasse etc.) waren schon in den 80er Jahren nicht mehr modern, sondern maximal noch zeitgemäß. 40 Jahre später wirkt das vollkommen aus der Zeit gefallen. Bei der Schachjugend Schleswig-Holstein gibt es dieselben Begrifflichkeiten und eine hochkomplexe Freiplatzregelung, die bei der diesjährigen Jugendversammlung hoffentlich abgeschafft werden, indem der entsprechende Antrag angenommen wird.

Hier meine Ideen für eine reformierte Landesmeisterschaft, die im Detail sicherlich angepasst werden können.

1. Der SVSH ist voll verantwortlich für die Ausrichtung der LEM, das betrifft auch und vor allem die Kosten für den Spielsaal und die Organisation vor Ort.
2. Der Termin wird fixiert und Jahr für Jahr beibehalten, so wie früher die Karwoche.
3. Der Austragungsort ist immer derselbe, der SVSH verhandelt mit einem entsprechenden Anbieter einen mehrjährigen Vertrag.
4. Sieben Runden an fünf Tagen sind in Ordnung, neun Runden an sieben Tagen sind nicht mehr zeitgemäß.
5. Die LEM der Senioren wird zeitlich und organisatorisch von der LEM getrennt.
6. Die Basisgruppe ist sollte in der jetzigen Form erhalten bleiben.

7. Gespielt wird in zwei Gruppen: A-Open und B-Open, der Sieger des A-Opens ist Landesmeister. Dabei wird die Regelung übernommen, die es jetzt schon für die Senioren gibt. Ich denke allerdings, dass 2000 die bessere Grenze zwischen A- und B-Open wäre.

Einige erläuternde Anmerkungen:

1.-3. Die Suche nach einem Ausrichter gestaltet sich Jahr für Jahr schwierig und wenn ein Ausrichter gefunden wurde, ist der SVSH abhängig von den vom Ausrichter angebotenen Terminen. Das war übrigens vor einigen Jahren der Grund für die Verkürzung auf fünf Tage. Der regelmäßig wiederkehrende Termin erleichtert den Schachfreunden die Planung, anbieten würde sich in der Tat die Karwoche oder die erste Januar-Woche, so wie in Niedersachsen, oder die Zeit zwischen Weihnachten und Neujahr, das wären dann allerdings nur vier Tage. Vielleicht wäre der SV Bad Schwartau ja bereit, sein Turnier zur LEM umzuwandeln!?
4. Die überragende Teilnehmerzahl beim gerade stattfindenden Grenke-Open zeigt, dass bei einem Schachturnier nicht mehr der Urlaubsaspekt im Vordergrund steht, sondern die Anzahl der dafür benötigten Urlaubstage.
5. Warum die Altersgrenze für Seniorenturniere in Schleswig-Holstein immer noch bei 60 liegt, ist eine andere interessante Frage, aber ich glaube, ich kenne die Holzhammer-Antwort schon… Unabhängig davon sind Senioren eine vollkommen andere Zielgruppe, der Erfolg der OSEM in Büsum zeigt, worin der Schwerpunkt eines Schachturniers für Senioren liegen sollte.
6. Die Einführung der Basisgruppe war meines Erachtens ein voller Erfolg.
7. So werden heutzutage alle erfolgreichen Turniere gespielt. Etwaige Einwände von Spielern mit einer DWZ von 2010 sind per Definition nicht relevant.

Wenn jemand Lust hat, sich mit mir darüber auszutauschen, gerne: info@ullrich-krause.de oder 0173-6185809 – aber erst nach der LEM, wenn ich das Go der SVSH-Funktionäre bekommen habe…

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