Schwarz-Krause, Leck 2014

   [Event "69.LEM SH Meister"]  [Site "Leck"]  [Date "2014.04.18"]  [Round "9.5"]  [White "Schwarz, Frank"]  [Black "Krause, Ullrich"]  [Result "0-1"]  [ECO "D02"]  [WhiteElo "2239"]  [BlackElo "2298"]  [Annotator "OK"]  [PlyCount "46"]  [EventDate "2014.??.??"]  [SourceDate "2014.01.01"]   {"Damit liegen Frank und ich vor der letzten Runde punktgleich an der Spitze,  einen halben Punkt vor Kai. Ich habe zwar die bessere Wertung gegenüber Frank,  das könnte sich aber durchaus noch ändern, wenn Manfred Homuth gegen Matthias  Budzyn gewinnt und Alexander Haffner gegen Heiko Kitschke verliert. In dem  Fall wären wir in allen Wertungskriterien gleich, so dass ein Remis einen  Losentscheid zur Folge hätte - aber nur, wenn Kai seine Partie gegen Friedrich  nicht gewinnt. Ansonsten (also bei einem Remis zwischen Frank und mir und  einem Sieg von Kai) wäre Letzterer Landesmeister, weil seine Wertung in jedem  Fall besser ist. Vier der fünf Partien der neunten Runde haben damit noch eine  Bedeutung für den Titelkampf, nur bei der Partie Wolfgang Krüger gegen Oliver  Schwarz geht es im wesentlichen nur noch um die vielzitierte goldene Ananas.  Meine Vorbereitung auf die Partie gegen Frank gestaltet sich aufgrund der oben  beschriebenen Wertungsproblematik schwierig, weil ein Remis für ihn in keinem  Fall und für mich auch nicht unbedingt zum Titelgewinn reicht. Schließlich  entscheide ich mich dafür, ruhig zu spielen und zunächst den Verlauf der  anderen Partien abzuwarten, in der Hoffnung, dass Frank die Stellung überreißt.  " (Zitat aus meinem Bericht für die LSV-Homepage)} 1. d4 d5 2. Nf3 Nf6 3. Bf4  e6 {In meiner letzten Ligapartie gegen Martha Michna hatte ich einen  symmetrischen Aufbau mit ...Lf5 und ...c6 gewählt, um dann festzustellen, dass  auch in sehr ruhigen Stellungen der Anzugsvorteil entscheidend sein kann.  Daher befolgte ich jetzt die goldene Regel von John Nunn, dass man in  wichtigen Partien unbedingt auf seine angestammten Eröffnungen zurückgreifen  sollte. Die dadurch vermittelte Grundsicherheit ist ein nicht zu  unterschätzender Vorteil.  Nach} (3... c5 {befürchtete ich} 4. Nc3 {, und in  der Tat teilte mir Frank nach der Partie mit, dass er genau diesen Zug  gespielt hätte. Wiederum folgte ich meinen normalen Varianten und erlag nicht  der Versuchung, den theoretisch besten Zug zu spielen, denn 3....c5 ist der  Zug, den die Großmeister an dieser Stelle am häufigsten wählen.}) 4. e3 c5 5.  c3 Nc6 6. Nbd2 Bd6 7. Bg3 Bxg3 $6 {Genauer ist laut Avrukh} (7... Qe7 8. Ne5  O-O 9. f4 Ne4 {, aber auch hier gilt, dass ich diese Stellung noch nie  gespielt habe, während ich mit der in der Partie gespielten Variante schon  sehr viele Erfahrungen gesammelt habe.}) 8. hxg3 Qd6 9. Bb5 a6 $6 (9... Bd7 {  ist wahrscheinlich genauer, aber das ist in meinen Augen eine unwesentliche  Feinheit.}) 10. Bxc6+ $6 ({Andererseits war ich nicht sicher, wie ich nach} 10.  Ba4 {fortsetzen sollte.} b5 {ist mit Sicherheit nicht gut. Im weiteren Verlauf  könnte sich ...a6 aber auch ohne ...b5 als Schwächung erweisen.}) (10. Ba4) ({  Interessant ist auch} 10. Qa4 {mit der Idee} Bd7 11. Qa3 b6 12. dxc5 bxc5 13.  O-O-O {- ein weiterer Beweis dafür, dass ...a6 wahrscheinlich nicht der beste  Zug war.}) 10... Qxc6 11. Ne5 Qc7 12. Qf3 {Dieser Zug überraschte mich. Ich  rechnete eher mit} (12. Ndf3 {oder}) (12. O-O {In beiden Fällen rechnete ich  mir gute Chancen aus, weil der Springer nicht ewig auf e5 stehen bleiben wird  und der Läufer nach ...f6 über e8 und g6 aktiviert werden kann. Das war genau  die Art Stellung, die ich mir vor der Partie erhofft hatte: Ein minimaler  langfristiger strategischer Vorteil, der den Gegner insbesondere in Anbetracht  der Tabellensituation dazu zwingt, etwas zu unternehmen, was die Stellung aber  nicht hergibt.  (Kai Reinecker hatte zu diesem Zeitpunkt bereits Remis  gespielt und war damit aus dem Titelkampf herausgefallen.)}) ({Der beste Zug  ist vermutlich} 12. g4 {, womit Weiß die halboffene h-Linie ausnutzt. Schwarz  muss dann wahrscheinlich auch} Qe7 {spielen mit der möglichen Fortsetzung} 13.  g5 Nd7 14. Ndf3 Nxe5 15. dxe5 Bd7 16. Qc2 {mit leichtem Vorteil aufgrund der  Schwäche des schwarzen h-Bauern.}) 12... Qe7 $1 {Das war der schwierigste Zug  in der Partie. Die Dame auf f3 übt einen gewissen Druck aus, der mit g4-g5  noch verstärkt werden kann. Auch wenn im Moment alles gedeckt ist, muss sich  Schwarz Gedanken darüber machen, wohin er rochieren möchte und wie er den  Springer auf e5 zu einer Entscheidung zwingt. Der Zug ...De7 ermöglicht den  Zug ...Sd7. Danach kann Schwarz auf e5 tauschen, und auch wenn Weiß mit einer  Figur (zum Beispiel mit der Dame) zurücknehmen kann, ist danach die kurze  Rochade gefahrlos möglich.  Witzigerweise ermöglicht der Zug ...De7 auch den  Konter ...Db4 im übernächsten Zug, wonach Schwarz bereits Vorteil hat. Das  hatte ich natürlich vorher nicht gesehen, aber manchmal braucht man auch Glück,  um mit Schwarz in 23 Zügen zu gewinnen :-)} 13. e4 $2 {Dieser Zug verlangt  eindeutig zu viel von der Stellung. Nach mehrfachem Abtausch auf d4 und e4  kann Schwarz zwar mit ...Db4 und ...Dxb2 einen Bauern gewinnen, aber Weiß hat  dafür im Gegensatz zu Schwarz alle Figuren im Spiel und mit Sicherheit volle  Kompensation. Deswegen:} cxd4 14. cxd4 Qb4 $1 (14... dxe4 15. Nxe4 Nxe4 16.  Qxe4 Qb4+ 17. Kf1 Qxb2 18. Rb1 {führt zu der oben beschriebenen Druckstellung  für Weiß.}) 15. O-O-O $2 (15. Qc3 Qxc3 16. bxc3 dxe4 (16... Nxe4 17. Nxe4 dxe4  18. Rh4) 17. g4 {bietet noch Schummelchancen. Nach dem aggressiven Partiezug  steht Weiß auf Verlust.}) (15. exd5 Qxb2 16. Nb3 exd5 17. O-O O-O 18. Rfb1 Qa3  19. Nc5 {ist der Vorschlag von Fritz, um den Schaden zu minimieren. Aber auch  diese Stellung bietet Weiß keine realistischen Chancen, auf den dringend  benötigten vollen Punkt zu spielen.}) 15... Qxd4 $1 {Keine Angst vor  Gespenstern!} 16. Ndc4 Qc5 {Die Fesselung des Springers c4 gewinnt nun das  entscheidende Tempo, das Schwarz braucht, um die Stellung zu konsolidieren.}  17. exd5 exd5 18. Rxd5 $2 (18. Qe3 Qxe3+ 19. Nxe3 Be6 {wäre zäher gewesen,  bietet langfristig aber auch nur wenig Chancen, die Partie zu retten. Außerdem  war zu diesem Zeitpunkt ein Remis für Frank gleichbedeutend mit einer  Niederlage, so dass seine Wahl durchaus Sinn ergibt, auch wenn das Turmopfer  objektiv betrachtet sofort verliert.}) 18... Qxd5 19. Qa3 Ne4 20. Re1 Qc5 $5 (  20... Be6 21. Rxe4 Rc8 22. Re3 b5 23. f4 bxc4 24. f5 c3 25. bxc3 Qd4 {ist die  Wahl des Computers, aber für einen Menschen ist ...Dc5 sicherlich der bessere  Zug.}) 21. Qxc5 Nxc5 22. Nd6+ (22. Nb6 Rb8 23. Ned7+ Kd8 24. Nxc5 Re8 {ist  objektiv besser, bietet aber auch keine Chancen zur Rettung der Partie.}) 22...  Ke7 (22... Kf8 $4 23. Ng6+ hxg6 24. Re8#) 23. Nexf7+ Be6 0-1