Aus Kaldan wird Leela
Heute war der spielfreie Tag, an dem es eine Busfahrt für interessierte Teilnehmer gab (Abfahrt 9:30 Uhr, Dauer 5-6 Stunden, 30 Minuten pro Tempel). Da es unseren Spieler/innen inzwischen erlaubt ist, das Hotel einfach so zu verlassen, ist dieses Angebot auf relativ geringes Interesse gestoßen – zumindest bilde ich mir ein, alle gegen Mittag im Hotel gesehen zu haben.
Für mich war es an der Zeit, das Hotel zu wechseln: vom Kaldan Samudhra zum Leela Palace. Um zu dokumentieren, dass die gute alte Präsidenten-Suite auch nicht mehr das ist, was sie einmal war, habe ich am Ende der Seite einige Bilder hinzugefügt. Die Fahrt von einem Hotel ins andere war allerdings ein echtes Abenteuer. Die oben abgebildeten WhatsApp-Nachrichten gingen live aus dem indischen Taxi nach Deutschland. Die Tatsache, dass mein Fahrer viel zu große Flip-Flops trug, während er praktisch ununterbrochen gleichzeitig das Gaspedal, die Bremse und die Hupe betätigte, hat nicht gerade dazu beigetragen, mein Vertrauen zu erhöhen. Gelernt habe ich allerdings, dass in Indien zwei Verkehrsregeln gelten: Wenn man überholen möchte, wird das durch Hupen angekündigt, und wenn man hört, dass jemand anders überholen möchte, fährt man die entsprechende Lücke nach Möglichkeit zu. Der Verkehr kommt immer nur dann schlagartig zum Erliegen, wenn sich mehrere Kühe auf der Straße befinden.
Beim Abendessen wurden wir von der usbekischen Föderation mit landestypischen Spezialitäten und einigen Reden versorgt, bei denen es um den FIDE-Präsidenten und den Koch ging – mehr habe ich leider nicht verstanden. Ich konnte auch erste Gespräche führen (Niederlande, Polen, Kroatien) und gehe davon aus, dass in den nächsten beiden Tagen noch etliche weitere folgen werden. Bisher habe ich gelernt, dass der Corona-bedingte Mitgliederschwund in den Niederlanden ähnlich ausgefallen ist wie bei uns, dass es in Polen wieder eine landesweite Initiative gibt, Schach an Schulen zu unterrichten und dass unsere Zone (https://handbook.fide.com/chapter/D0102) voraussichtlich einen Schweizer Präsidenten bekommt.
Vor mir liegen jetzt zwei Tage mit vielen Gesprächen mit unterschiedlichsten Leuten zu unterschiedlichsten Themen, bei denen es aber immer in irgendeiner Form um die 64 Felder geht, auf denen wir uns alle in irgendeiner Form bewegen. Ich drücke den deutschen Mannschaften natürlich auch aus der Entfernung die Daumen und hoffe, dass ich bis zum Ende des Turniers keine WhatsApp-Nachricht mehr vom Hauptschiedsrichter Laurent Freyd erhalten werde, in der ein zeitnahes Zoom-Meeting angekündigt wird.