©Paul Meyer-Dunker (DSB)
©Paul Meyer-Dunker (DSB)

Am Mittwoch fand die heißersehnte Bermuda-Party statt. Von der deutschen Delegation waren meines Wissens vier Mitglieder dabei: Außer dem Mannschaftsführer der Herrenmannschaft Jan Gustafsson und dem Mitglied der Kommission Schach in der Erziehung Boris Bruhn habe ich noch den Match-Schiedsrichter Jürgen Klüners gesehen bzw. gesprochen. Insgesamt gesehen war die Party allerdings sehr gut besucht, was dazu führte, dass die Schlange am Getränkeausschank (es gab tatsächlich Bier!) ziemlich lang und die Tanzfläche ziemlich voll war. Ich hatte den Eindruck, dass das auch für einige Gäste galt, aber das ist ja der Hauptzweck dieser Veranstaltung. Mir persönlich hat es genauso gut gefallen wie dem älteren Herren aus Schweden, der genau wie ich vor Mitternacht die Veranstaltung verlassen wollte und der mir mitteilte, dass dies seine dritte Bermuda Party gewesen wäre: Die erste, die letzte und die einzige. Ich hoffe, dass es ihm auch gelungen ist, ein Taxi zu ordern und dass er nicht auf den Bus warten musste, der für 1 Uhr angekündigt war. Die fünfminütige Fahrt hat mich 20 Euro gekostet, aber das war mir die Sache wert, weil ich ansonsten nur die Auswahl zwischen zu heiß (draußen) und zu laut (Tanzfläche) gehabt hätte.

Ansonsten hatte ich heute die Gelegenheit, mit dem Fair Play Officer Klaus Deventer einige Worte zu wechseln. Er sprach davon, dass seiner Meinung nach zu viele Personen Zugang zum Spielsaal (also zu dem Bereich, in dem gespielt wird) erhalten hätten , was die Arbeit seines Teams sehr erschweren würde. In gewisser Weise ist das tatsächlich ein schwer aufzulösender Zwiespalt zwischen der Präsentation des Schachsports in der Öffentlichkeit und der dafür angestrebten Maximierung der Zuschauerzahl und der korrekten Durchführung einer offiziellen Meisterschaft, für die die optimale Zuschauerzahl genau Null beträgt. Solange die Spieler/innen am Brett sitzen, lässt sich alles problemlos kontrollieren, aber auf dem Weg zu den Kaffeestationen und den Toiletten begegnen die Spieler hier extrem vielen Personen. Ich favorisiere die erste Sichtweise, aber ich habe auch Verständnis dafür, dass es Leute gibt, die das anders sehen. Klaus teilte mir außerdem mit, dass die Anzahl der Polizisten, die rund um die Olympiade im Einsatz ist, deutlich vierstellig ist, was selbst für eine Olympiade eine extrem hohe Zahl sei. Sicherheit wird in Indien offensichtlich groß geschrieben.

Das Schiedsgericht hatte heute auch wieder ein Meeting. Dieses Mal ging es allerdings nicht um einen Protest, sondern um einen Antrag auf Änderung der Regeln, der sich aus dem Protest ergeben hat. Mir wurde mitgeteilt, dass ich Details zum jetzigen Zeitpunkt nicht verraten darf, weder zum Protest noch zum Antrag, was auch Sinn ergibt – schließlich ist das hier ein persönlicher Blog. Die Wichtigkeit des Schiedsgerichtes wird übrigens dadurch angemessen reflektiert, dass wir einen eigenen Raum mit eigener Toilette haben, der allerdings eine bessere Besenkammer ist und in dem zwei Stühle (für drei Personen) vorhanden sind.

Für morgen plane ich den Umzug in das Kongress-Hotel, um dort mit den Delegierten zu sprechen und mich mental auf die General Assembly vorzubereiten. Die Entfernung zum Spielsaal wird dadurch deutlich größer, so dass ich nicht sicher bin, wie oft ich in der zweiten Turnierhälfte live und in Farbe die Daumen drücken kann. Aber so ist das nun mal, wenn man mehrere Hüte aufhat…