Morgen ist schon Bergfest…
Das neue kurze Format der Landesmeisterschaft, das vor einigen Jahren auf Bitten eines Ausrichters eingeführt wurde, führt dazu, dass nach der ersten Doppelrunde das Turnier schon fast zur Hälfte vorbei ist. Ob das jetzt attraktiver ist als das früher übliche Format, als immer neun Runden an sieben Tagen in der Woche vor Ostern gespielt wurden mit dem Karfreitagsblitzturnier als Abschluss, kann ich nicht beurteilen, meine persönliche Präferenz wäre allerdings die längere Variante. Meine Meinung zu den diversen Klassen mit den vollkommen veralteten Bezeichnungen und einer ebenso altertümlichen Auf-und Abstiegsregelung hatte ich ja schon kundgetan, aber ich kann jetzt noch ein Detail hinzufügen: Da ich im vergangenen Jahr nicht mitgespielt habe, hätte ich einen Freiplatzantrag für die Meisterklasse stellen müssen, der aufgrund meines vierten Platzes im Jahr 2021 dann automatisch bewilligt worden wäre. Dem Konjunktiv kann man entnehmen, dass ich das nicht getan habe, weshalb eine Gebühr in Höhe von fünf Euro fällig wurde, diese allerdings im Indikativ.
Ich versuche einmal, Eckpunkte einer möglichen Reform zu skizzieren: Es gibt einen festen wiederkehrenden Termin, es werden neun Runden an sieben Tagen gespielt, es gibt drei Klassen mit DWZ-Grenzen nach unten bzw. oben, die sich überschneiden (also etwa A-Gruppe DWZ > 1800, B-Gruppe DWZ < 2000 und > 1400, C-Gruppe DWZ < 1600), der Sieger der höchsten Klasse ist Landesmeister, der Austragungsort wird so gewählt, dass Zwischenfahren nur für wenige Teilnehmer eine Option ist (Büsum, Schwabstedt, Kappeln, Schönberg etc.) und dass man viele Ferienwohnungen zur Auswahl hat, Ausrichter und Veranstalter ist der Landesverband, wenn es keinen Verein gibt, der an einem solchen Ort ausrichten möchte, die Grenze für die Seniorenturniere wird auf 50 heruntergesetzt (wie von der FIDE und vom DSB schon seit langem vorgegeben), es gibt ein attraktives Rahmenprogramm (Blitzschach, Schnellschach etc.) und die Spitzenpaarungen werden live übertragen. Meine Hoffnung, dass auch nur einer dieser Punkte auf dem Kongress mehrheitsfähig ist, tendiert allerdings gegen Null.
Ein paar Worte zur aktuellen Meisterklasse: Das Teilnehmerfeld besteht aus einigen jungen Wilden und einigen Routiniers. Wenn man erkennen möchte, wer an welchem Brett spielt, muss man nicht die Namensschilder studieren, ein Blick auf die Stellung bzw. die Eröffnung reicht. Auf einem Brett wird das Damenbauernspiel zelebriert, auf einem anderen der offene Sizilianer mit frühem g4, auf einem Brett gibt es einen klassischen Spanier zu sehen, auf einem anderen eine hochtaktische Nebenvariante einer beliebigen Eröffnung. Exakt die Hälfte aller Partien endete bisher mit einem Remis, was dazu führt, dass das Feld noch einigermaßen dicht beieinander liegt. Zwei Spieler haben es geschafft, alle drei Partien friedlich zu beenden, eine davon logischerweise gegeneinander. Mindestens einer dieser beiden wird morgen möglicherweise ein viertes Remis hinzufügen und ebenso möglich ist es, dass es morgen erstmals Bilder aus dem Turniersaal geben wird.