Schwarz-Krause, Ratzeburg 2017

   [Event "LEM 2017"]  [Site "?"]  [Date "2017.04.14"]  [Round "9"]  [White "Schwarz, Frank"]  [Black "Krause, Ullrich"]  [Result "0-1"]  [ECO "D13"]  [WhiteElo "2212"]  [BlackElo "2213"]  [PlyCount "104"]   {Vor dieser Runde führte Frank Schwarz mit 6 Punkten vor Frederik Svane mit 5,  5 und mir mit 5 Punkten. Frank und ich waren deshalb während der Partie immer  wieder damit beschäftigt, auf Frederiks Brett zu schauen. Theoretisch konnte  ich mit einem Sieg sogar noch Landesmeister werden, wenn Frederik seine Partie  verlieren würde. Nach der Zeitkontrolle lief nur noch diese Partie, und es  war klar, dass Frank zum Titelgewinn ein Remis benötigt, da Frederik seine  schwierige Stellung halten konnte und über die bessere Wertung verfügte -  auch im Vergleich zu mir.} 1. d4 c5 2. c3 cxd4 {Hier kam zum ersten Mal die  Wettkampfsituation ins Spiel. Ich beschloss spontan, eine als langweilig  geltende Variante zu spielen (die slawische Abtauschvariante), in der Hoffnung,  dass Frank übertriebene Gewinnversuche unternehmen würde, da er ja nicht  wissen konnte, ob ein Remis zum Titelgewinn reichen würde.} 3. cxd4 d5 4. Nc3  Nf6 5. Nf3 Nc6 6. Bf4 Ne4 7. e3 Nxc3 8. bxc3 g6 9. Bd3 Bg7 10. O-O O-O 11. h3  b6 12. c4 dxc4 13. Bxc4 Bb7 14. Qe2 Na5 15. Ba6 {Bisher hat Frank seine Nerven  gut im Griff und mit ruhigem Spiel eine leicht bessere Stellung erreicht.  Meine Hoffnung bestand darin, dass die aufgrund der Bauernmehrheit am  Damenflügel langfristig bessere Struktur des Schwarzen mir am Ende vielleicht  sogar Gewinnchancen verschaffen könnte..} Bxa6 16. Qxa6 Qc8 17. Qb5 Qc6 18.  Qb4 Qb7 19. Rab1 Nc6 20. Qb5 e6 21. a4 Rfd8 22. Rfc1 Rac8 23. Qe2 Na5 24. Ne5  f6 25. Nf3 Rxc1+ 26. Rxc1 Rc8 {Schwarz hat endgültig ausgeglichen, und da  Weiß es noch nicht geschafft hat, seine Bauernmehrheit im Zentrum in Bewegung  zu setzen, kann er eventuell sogar daran denken, auf Gewinn zu spielen.} 27.  Rd1 Qd7 28. Qa6 Qb7 29. Qd3 Qd7 30. Ra1 {Dieser Zug wurde von einem  Remisangebot begleitet, weil Frederik kurz zuvor ebenfalls Remis vereinbart  hatte. Ich vermute, dass Frank unter normalen Umständen die Zugwiederholung  30.Da6 gespielt hätte. Von diesem Moment an spielt er eine ganze Reihe von  etwas unnatürlichen und vermutlich auch schwächeren Zügen. Die Stellung  bleibt zunächst innerhalb der Remisbreite, aber die restlichen 22 Züge sind  typisches Beispiel dafür, wie man nicht spielen sollte, wenn man nur ein  Remis erzielen möchte. Anstatt einfach normale aktive Züge auszuführen und  dabei jederzeit im Hinterkopf zu behalten, dass ein Remis vollkommen  ausreichend ist, stellt Frank seine Figuren auf passive Felder und schwächt  außerdem völlig ohne Not seine Königsstellung.} Rc4 31. Qd1 Qc6 32. Bb8 Qb7  33. Bg3 Kf7 34. Kh2 (34. e4 Qd7 35. Bf4 Bf8 36. Ra2 Bb4 37. Be3 {sieht  natürlicher aus und sollte immer noch ausgeglichen sein. Aber auch der rein  optische Eindruck vermittelt, in welche Richtung sich die Partie entwickelt  hat: Alle schwarzen Figuren stehen auf einmal aktiv.}) 34... Rc8 35. Qd3 Qd7  36. Qd1 (36. Qb5 {ist wiederum viel natürlicher.}) 36... Bf8 37. Nd2 Bd6 38.  Bxd6 Qxd6+ 39. g3 {Schwarz hat mit dem Abtausch des passiven schwarzfeldrigen  Läufers einen weiteren Teilerfolg erzielt. g3 verdirbt natürlich immer noch  nichts, gibt dem schwarzen aber ein erstes Angriffsziel am Königsflügel.} Qc6  40. Ra2 h5 41. Qe2 (41. h4 {wäre meine Wahl gewesen, wonach ich} Nb7 42. Qe2  Nd6 {versucht hätte.} {Aber nach} 43. e4 {sollte Weiß immer noch in der Lage  sein, die Stellung zu halten.}) 41... Qd5 {So allmählich werden die weißen  Probleme größer: Der Turm ist angegriffen und muss auf der zweiten Reihe  bleiben, weil sonst ...Tc2 kommt. Schwarz kann als Nächstes auf die  Grundreihe eindringen und dabei sogar mit Matt drohen. Weiß sollte das alles  immer noch aushalten können, aber am Brett und bei tickender Schachuhr ist  das nicht so leicht.} 42. Rb2 Rc1 43. f3 ({Nach} 43. Nf3 {verstärkt Schwarz  mit} Qc4 {weiter seine Stellung. Möglich wäre dann zum Beispiel} 44. Ra2 Qxe2  45. Rxe2 Nc4 46. Ra2 Rb1 {mit der Idee ...Tb4 und ...Sb2xa4.}) 43... h4 44. Qa6  {Die weißen Bauern am Königsflügel stehen alle auf der dritten Reihe und  bieten deswegen Angriffsziele. Auch wenn sich die Königsstellung dadurch  öffnet, hätte Weiß diesen Bauern unbedingt schlagen sollen. Aber die  Variante} (44. gxh4 Qc6 45. Qa6 Qc7+ 46. Kg2 Nc6 47. Qb5 Ne7 {zeigt, dass  Weiß auch danach Probleme gehabt hätte, dem wachsenden Druck standzuhalten.})  44... hxg3+ 45. Kg2 Nc6 46. Qb7+ Ne7 47. Qb8 (47. Qxa7 Qd6 48. Ne4 Qa3 49. Re2  Qd3 50. Nxg3 g5 51. Kh2 f5 52. Rg2 Qxe3 53. d5 exd5 54. Nxf5 Qe5+ 55. Ng3 {  ist die Zugfolge des Rechners, die zeigt, dass Weiß schon eine ganze Reihe  von einzigen Zügen finden muss, um nicht sofort zu verlieren. Am Brett ist  diese Aufgabe praktisch unlösbar, und so verwundert es auch nicht, dass die  Partie in wenigen Zügen vorbei ist.}) ({Das Endspiel nach} 47. Qxd5 Nxd5 48.  e4 Nf4+ 49. Kxg3 g5 {ist aufgrund der vielen Bauernschwächen von Weiß auf a4,  d4 und h3 aussichtslos.}) 47... Qc6 {Danach steht Schwarz auf Gewinn.} 48. Qxa7  (48. Qxg3 Qc3 49. Ra2 Nf5 50. Qf4 Nxe3+) (48. Qh8 Rc2 49. Rxc2 Qxc2) 48... Qc3  49. Qxb6 Rg1+ 50. Kxg1 Qxe3+ 51. Kh1 Qe1+ 52. Nf1 Qxf1# 0-1