Heller-Krause, Magdeburg 2022

  [Event "DSenEM: Runde 2"]  [Date "2022.08.13"]  [White "Heller, Achim"]  [Black "Krause, Ullrich"]  [Result "0-1"]  [ECO "D35"]  [WhiteElo "2025"]  [BlackElo "2186"]  [Annotator "Krause,Ullrich"]  [PlyCount "102"]   1. d4 d5 2. c4 e6 3. Nc3 Nf6 4. cxd5 Nxd5 5. e4  Nxc3 6. bxc3 c5 7. Nf3 cxd4 8. cxd4 Bb4+ 9. Bd2 Bxd2+ 10. Qxd2 O-O 11. Bc4 Nd7  12. O-O Nf6 {Bis zu dieser Partie war ich überzeugt davon, dass dieser Zug  der richtige ist und ich habe ihn deshalb auch schon etliche Male in  Blitzpartien gespielt. Die nächsten Züge meines Gegners sind einigermaßen  naheliegend und führen beinahe automatisch zu einer besseren Stellung für  Weiß. Nach der Partie habe ich gelernt, dass Schwarz genau wegen dieser  Zugfolge zunächst ...b6 und ...Lb7 spielen sollte und erst dann ...Sf6.} 13.  e5 Nd5 14. Ng5 h6 15. Ne4 Nb6 16. Bb3 Bd7 17. f4 Bc6 18. Nd6 {Weiß steht  schon rein optisch besser, auch wenn die Stellungsbewertung des Computers noch  gar nicht so eindeutig ist. Alternativ zum nächsten Zug hätte Schwarz auch  18....Sd5 nebst ...f5 spielen können, aber so ein Springer auf d6 ist  einigermaßen störend und gewinnt laut Steinitz sogar die Partie, deshalb  wollte ich ihn sofort abtauschen bzw. vertreiben.} Nc8 19. Nxf7 {Weiß tauscht  natürlich nicht die Springer, aber diesen starken Zug hatte ich überhaupt  nicht erwartet. Schwarz steht jetzt vor einer schwierigen Entscheidung und  mein Zug war laut Computer nicht der beste.} Rxf7 (19... Kxf7 {wäre besser  gewesen, weil Schwarz nach} 20. f5 Bd5 21. fxe6+ Kg8 {spielen kann, was  erstaunlicherweise geht:} 22. Rxf8+ Kxf8 23. Qf4+ Kg8 24. Qf7+ Kh7 25. Bc2+ Kh8  {und} 26. Qg6 {wird mit} Qg8 {pariert. Am Brett ist das aber kaum zu sehen,  zumindest nicht für einen Spieler meiner Stärke.}) 20. Bxe6 Bd5 21. Bxf7+  Kxf7 22. Rae1 Nb6 23. f5 Nc4 24. e6+ Kg8 {Rein optisch steht Weiß sehr gut  mit den starken Bauern auf f5 und e6 und es ist auch nicht klar, wo das  schwarze Gegenspiel herkommen soll. Ich war trotzdem einigermaßen  optimistisch, weil die beiden Leichtfiguren auf d5 und c4 unvertreibbar sind  und die Mehrheit am Damenflügel zwar noch lange braucht, bis sie am anderen  Ende des Brettes angekommen ist, gleichzeitig aber dafür sorgt, dass Weiß  nicht vollkommen freie Hand hat.} 25. Qe2 Qf6 26. Qd3 Re8 27. Rf2 b5 28. h3 a6  29. Rc1 Re7 30. Re1 a5 31. Rb1 Rb7 {Weiß hat im Wesentlichen nur die Figuren  hin- und hergezogen, während Schwarz seine Mehrheit zumindest schon etwas in  Bewegung gebracht hat. Generell ist die Stellung jetzt ausgeglichen, aber  Weiß gerät mit seinem nächsten Zug erstmals in der Partie etwas ins  Stolpern.} 32. Re2 Nd6 {Jetzt droht sowohl ...Lc4 als auch ...Lxa2. Weiß kann  dann zwar mit Da3 den Bauern auf a5 gewinnen, aber am Ende des Tages führt  das dann dazu, dass Schwarz einen Freibauern am Damenflügel hat.} 33. Re5 Bxa2  34. Rbe1 Bc4 35. Qf3 (35. Qa3 Qe7 36. Qxa5 b4 {illustriert das eben Gesagte,  ist aber immer noch ausgeglichen. Nach Df3 steht Schwarz zum ersten Mal in  dieser Partie besser. Erstaunlicherweise ist es Weiß, der in einigen Zügen  eine Gewinnmöglichkeit bekommt, die er allerdings nicht sieht.}) 35... Qe7 36.  Qc6 Qc7 37. Qf3 Qe7 38. Rc5 a4 {Dieser Zug folgt der Regel von Bronstein, dass  Freibauern im Mittelspiel immer nach vorne marschieren sollen (Passed pawns  must be pushed!), ist aber aus taktischen Gründen ein grober Fehler.} 39. Rc6  {Jetzt droht f6, wonach Schwarz wegen Dg3 nicht auf f6 nehmen kann.} Rc7 (39...  Ne8 40. Rc8 Kf8 41. Qh5 {nebst f6 gewinnt ebenfalls für Weiß, wenn auch  komplizierter.}) 40.  Rxc7 (40. f6 {hätte wie gesagt die Partie gewonnen, aber im 40ten Zug  rechnete Weiß vermutlich nicht damit, dass er plötzlich eine reelle Chance  hat, die Partie zu entscheiden.}) 40... Qxc7 41. Qa8+ (41. f6 {wäre immer  noch besser für Weiß gewesen. Das Damenschach führt im besten Fall zu einem  Damenendspiel mit einem schwarzen Mehrbauern, das einfach gewonnen ist.}) 41...  Kh7 42. e7 Bf7 43. Qf3 (43. e8=Q Nxe8 44. Rxe8 Bxe8 45. Qxe8 Qc1+ 46. Kh2 Qf4+  47. Kh1 Qxf5 {wäre das erwähnte Damenendspiel gewesen.}) 43... Ne8 {Jetzt  ist der e-Bauer sicher blockiert und die beiden Freibauern am Damenflügel  sichern den Gewinn.} 44. Qd3 Qc4 45. Qd2 b4 46. Rc1 Qb5 47. Rc5 Qb6 48. Qd3 a3  49. Rb5 Qa6 50. f6+ g6 51. Qf1 a2 {Das erste Fazit: Wenn man eine Partie  gewinnen will, muss man dem Gegner Chancen einräumen. Lasker hat früher  häufig so gespielt und gewonnen, aber im Gegensatz zu mir konnte er das  Risiko einschätzen und hätte auch die taktische Möglichkeit kurz vor dem  40ten Zug vermutlich nicht übersehen. Besser ist also das zweite Fazit: Der vorletzte Fehler  gewinnt.} 0-1